30 Radler demonstrierten in der City: "Frankfurt den Fahrrädern"

Aus der Frankfurter Neuen Presse vom 1998-08-01 S.3.

Frankfurt. Einen "organisierten Zufall" hatte ein anonymes Flugblatt angekündigt. Jeder war eingeladen, die Straßen unmotorisiert zu "überfluten". Ziel: "menschlichen Individualverkehr" zeigen, "die endlose Autolawine" aufbrechen. Gestern sollte es soweit sein - Treffpunkt: Konstabler Wache, 16 Uhr.

30 Radfahrer folgten dem Aufruf. Auch Alfred Linder kam mit seinem Liegerad. "Ich bin kein Feind des Autos", sagt der 56jährige Bankkaufmann, "aber bei Strecken bis zu acht Kilometern kann man besser das Fahrrad nehmen. Die Stadtplaner haben uns Radler in den vergangenen 30 Jahren stark vernachlässigt", ergänzt er. In Holland, Ostfriesland und Münster gebe es viel mehr Radwege. Und mehr Rücksicht. Frankfurt habe da Nachholbedarf, meinte das Mitglied des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs. Eine Ansicht, die auch andere Demonstranten teilten: "Frankfurt den Fahrrädern" steht auf einem T-Shirt.

Die Idee der Fahrrad-Demonstration kommt aus den USA. Seit 1992 radelt man dort gegen zuviele Autos. Mittlerweile auch in Kanada, Australien, England und Dänemark. In Deutschland bisher nur in Berlin. Ab jetzt jeden letzten Freitag im Monat auch in Frankfurt, verspricht das Flugblatt.

Dann, um halb fünf, schwingen sich alle auf den Sattel. Sie wollten keinen Ärger, nur Aufmerksamkeit, beteuern die Radler. Die Polizei begleitet das "zufällige" Treffen dennoch kritisch: "Wir müssen die Behinderung des Autoverkehrs minimieren", sagt Einsatzleiter Gerhard Grund. (gth)

Bild mit ein paar Radlern, die in zwei 
Reihen auf grün warten

16 Radfahrer dürfen nebeneinander fahren, sagt die Straßenverkehrsordnung. Darauf beriefen sich gestern die Teilnehmer der Fahrrad-Demo in der Innenstadt. Foto: Welzel

© Frankfurter Neue Presse 1998


Zuletzt aktualisiert: 25. September 1998 (1998-09-25)
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