Münsterlandgrusel

So, Ostern ist vorbei und ich habe eine Radtour durch das ach so schöne Münsterland hinter mir (naja, ziegelgepflasterte Fußgängerzonen mit gefälligen Bronzeskulpturen im Wechsel mit einigen wirklich sehenswerten Wasserschlössern.). Da waren wir, weil man da angeblich so gut radfahren kann. Naja, es ist da relativ flach und allzuviele Dosen sind auch nicht rumgefahren. Aber wenn ich bisher noch zu der Fraktion der gemäßigten Radweghasser gezählt habe, bin ich mittlerweile so aufgebracht gegen diese Fahrradverkehrsverhinderungseinrichtungen, dass man mich getrost zu den Radikalen zählen mag.

Die Ignoranz, mit der im Münsterland selbst quasi verkehrsfreie 30km-Zonen mit benutzungspflichtigen Radwegen versehen werden, hätte ich nicht für möglich gehalten. An den Landstraßen wird der Radler auf grasüberwachsene Trampelpfade gezwungen, möglichst linksseitig oder mit regelmäßigen Wechsel der Fahrbahn. Wo der Weg ein entspanntes Fahren zulassen könnte, wird er in kurzen Abschnitten von Stangen quer über der Fahrbahn blockiert, durch die sich ein Fahrrad mit Gepäck nur unter größtem Aufwand lavieren lässt. Manche Kreisverkehre zwingen dazu, für einfaches Geradeausfahren 6 mal die Fahrbahn zu überqueren. Wobei man pro Fahrbahn zweimal über eine Schwelle fahren darf.

Die Radroutenauschilderung ist reichlich und gut zu sehen, leider. Nun hat das Wort "Mäander" eine neue Bedeutung für mich. Da fährt man fünf Minuten durch den Wald, um auf der selben Straße 100 m weiter herauszukommen. Ist ja alles schön und gut, und ich wollte auch nicht viel mehr als im Wald herumgondeln, aber ich fühle mich dadurch schon ein wenig auf die Schippe genommen. Wieso soll ich dreimal hintereinander ein und dieselbe Autobahn überqueren, die Brücken alle in Sichtweite zueinander? Was soll ich in diesen ganzen hässlichen Neubauvierteln? Wieso ist ein Weg, den mir Map and Guide mit 4,9 km angibt, für einen Radfahrer 11 km lang? Bekommen die ihre Fördergelder nach km?

Der Tourismusverband brüstet sich übrigens mit der gebührenfreien Hotline, bei der man sich Zimmer bestellen kann. Von wegen. Die Dame hat mir mit ausgesuchter Höflichkeit erzählt, dass ich mich doch bitte selbst darum kümmern möge, weil sie technisch nicht dazu in der Lage sei. Wegen Ostern.

Gleich setz ich mich auf mein Fahrrad und fahr eine Runde hier ums radfahrerfeindliche Fulda. Ist sehr viel angenehmer.


© Eva Kornmann (eva.kornmann@gmx.de)

Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Erstveröffentlichung in de.rec.fahrrad 2003-04-23. HTML-Umwandlung 2003-04-23 RHR. Zuletzt bearbeitet 2003-04-23.